Auswertung: Einige gemeinsame Messfahrten
Eine Weile liegen die durchgeführten Workshops nun schon zurück. In der Abschlussveranstaltung haben wir festgestellt: mehr als 1 Mio. Datenpunkte wurden insgesamt im Messzeitraum aufgenommen. Ich möchte jetzt einige ausgewählte Plots zeigen, um die Erkenntnisse konkreter Messtage und Fahrten zu zeigen.
Leipziger Auwald
Im Juni haben wir gemeinsam die Eigenschaften des Leipziger Auwalds untersucht. Im Kern ging es um die Fragestellung, ob die Annahme einer “runden” Hitzeglocke für Leipzig berechtigt ist, oder ob der Auwald reicht, um die Stadt eher in zwei Hitzeglocken zu unterteilen.
Schaut man auf die Messreihe der Wetterstation Holzhausen in der obigen Graphik, sieht man einen relativ störungsfreien Tagesgang mit einem Peak am Nachmittag. Es lag also ein klassischer quasi Wolkenloser Strahlungstag vor, dessen Temperaturverlauf vorrangig von der Sonneneinstrahlung und nächtlicher Ausstrahlung der Oberflächen bestimmt war. Dies sind ideale Rahmenbedingungen, um die unterschiedlichen Einflüsse der Stadt zu vermessen. Die roten Punkte in der Graphik zeigen die von unseren Teilnehmenden aufgenommenen Datenpunkte. Unsre Messreihe begann am Nachmittag und zog sich bis in die Nacht hinein.
Die Betrachtung aller gemessenen Temperaturen gibt zwar einen groben Überblick und zeigt auch für jeweils einzelne Fahrten die Unterschiede zwischen Wald und Stadt gut auf, ist aber durch die verschiedenen Absolut-Temperaturen im Laufe des Nachmittages nur bedingt vergleichbar. Daher verwenden wir gerne die Abweichung von einer Referenzstation (Hier: Holzhausen) um vergleichbare Werte zu bekommen. Auch das ist natürlich durch die Wahl der Station mit Vorsicht zu genießen.
Schaut man die Temperatur-Differenzen im Vergleich zur Station Holzhausen an, ergibt sich ein deutlich klareres Bild: Die bebauten Gebiete sind in allen Messungen am Nachmittag und Abend sichtbar wärmer, auch wenn die Unterschiede verschieden stark sind: Die Fahrt durch die Senken im äußersten Nordwesten , wo mehrere Flüsse und Feuchtflächen zu finden sind, zeigt die stärksten Abkühlungen, während im südlichen Auwald die Abkühlung zwar auch messbar aber weniger stark ist. Eine besonders interessante Frage für uns war, ob die “Sanduhr-“Form des Auwaldes, der in der Leipziger Innenstadt eine sehr enge Tallie besitzt, einen messbaren Einfluss auf die Abkühlung hat. Eine Messfahrt sehr spät am Abend ist dafür ziemlich aufschlussreich:
Die hier in dunkelrot durch die (noch sehr warme) Innenstadt führende Fahrt kreuzt den Auwald zwei mal: Auf der nördlicheren Passage sieht man keine große Auslenkung: Hier geht es über eine besonders schmale Stelle. Die Rückfahrt mit dem Zacken nach Süden durch den bereits wieder etwa drei mal so breiten Park misst zwar Werte über denen aus Holzhausen, aber weit unter denen der direkten Umgebung.
Stadtparks
Ende Juli haben wir die Auwirkungen der Stadtparks auf das Klima vermessen wollen. Das Messkonzept bestand hier aus zeitgleichen Fahrten im Park und in den parallel daneben liegenden Wohngebieten.
Auch hier wurde wieder die Abkühlungsphase am Abend eines Strahlungstages gewählt. Gut sichtbar sind die Temperaturunterschiede zwischen Stadtpark und Wohnstraße. Außerdem auffällig: Spät abends war das Gleisbett bereits sehr stark abgekühlt, da eine große freie Fläche kaum Möglichkeit hat, die Wärme aufzuhalten.
Die Differenzen sind hier deutlich geringer als bei der Messreihe im Auwald. Gründe dafür können in den kleineren Flächen der Parks und der geringeren Anzahl offener Gewässer liegen. Spannend bei beiden Parks sind auch die Anfahrten: Schaut man auf die Grünfläche im Nordosten (Mariannenpark), sieht ma bereits einen Unterschied von 1 K zwischen dem Park und dem umliegenden Wohngebiet. Die Anfahrt von der belebten Eisenbahnstraße im Süden zeigt aber, dass die Wohngebiete weiter ab des Parks deutlich wärmer sind. Analog auch im Rosenthal (Westen): Die Fahrten durch den Park und die umliegenden Wohngebiete unterschieden sich um etwas mehr als 1K, Die Fortsetzung der Messreihe zeigt aber, dass die Region vor dem Hauptbahnhof (Bildmitte) noch etwa ein halbes Kelvin wärmer ist, als die direkt am Park angrenzenden Wohngebiete. So ist es möglich, mit diesem Messkonzept einen ersten Eindruck der Wirksamkeit der Stadtparks auf das Stadtklima der umliegenden Stadtteile zu gewinnen: Die anliegenden Wohngebiete erfahren ebenfalls einen leicht kühlenden Effekt, obwohl die Parks wesentlich kleiner sind, als der oben untersuchte Auwald.
Einsickern der Kaltluft in die Stadt
Ein kleines Detail möchte ich gerne noch zeigen vom zufälligen Zusammenfallen zweier Messfahrten:
Die Koburger Straße verlässt Leipzig nach Süden und kreuzt dabei den Auwald und das Flusstal der Pleiße. Mit etwa einer Stunde Abstand passierten zwei Messgeräte diese Stelle. Schaut man sich an, wie der Temperaturgradient , also das starke Absinken der Lufttemperatur sich nach Norden verschoben hat, lässt sich erahnen, wie die ABkühlung im Laufe der Nacht in die Stadt einsickert. Differenz ggü. Holzhausen: Koburger Straße am 15.6.